Kann man Softskills trainieren? Klare Antwort: Jaein!

Softskills trainieren

Softskills kann man verbessern, wenn man dazu bereit ist

In Seminaren und Blogs wird einerseits davon berichtet, wie man Softskills (soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit etc. ) verbessern kann, andererseits gehen wiederum viele Trainer vom Gegenteil aus. Ob das Training von Softskills möglich ist, hängt nicht nur von der Qualifikation eines Trainers oder Coaches ab, sondern auch von der Bereitschaft, der Motivation eines Klienten oder Seminarteilnehmers sich zu ändern.

Die Motivation ist entscheidend

Wird ein Seminar von einem Unternehmen gebucht, müssen Mitarbeiter daran teilnehmen, ob sie wollen oder nicht. Die Motivation der Teilnahme kann eher reduziert sein, denn nicht die Mitarbeiter haben den Wunsch nach Veränderung, sondern ihr Arbeitgeber. Seminare und Einzelcoachings machen nur Sinn, wenn die Bereitschaft zur Veränderung im Klienten vorhanden ist.

“Man kann keine Softskills trainieren”
Fragen Sie einmal den Trainer des FC Bayern, welche Meinung er dazu hat.
Natürlich kann man sie trainieren!

Neue Verhaltensweisen und Werkzeuge für den Alltag können der Teilnehmergruppe während der Seminare vermittelt werden, die sie dann auch brav während der Trainingsstunden eingesetzt. Alle Teilnehmer machen mehr oder minder freiwillig mit, erkennen vielleicht auch die Sinnhaftigkeit der erlernten Methoden, doch nach Beendigung des Seminars fallen sie wieder in den alten Trott bekannter Verhaltensweisen und Denkmuster zurück.

Negative Erfahrungen mit neuen Methoden

Werden neue Erkenntnisse zu rasch in das Alltagsleben eingebunden, kann es durchaus sein, dass man negative Resonanz erfährt. Man lernt beispielsweise die Strategie “Wer fragt, der führt“. Bindet man diese nach dem Besuch eines Seminars sofort in den Alltag ein, besteht die Möglichkeit mitleidige oder fragende Blicke aus seinem Umfeld zu erhalten. Man ist nicht mehr authentisch. Besonders bei dieser Fragemethode, wenn man sie falsch einsetzt, kann zusätzlich der Eindruck der Inkompetenz aufkommen.

Wenn Sie eine Methode in einem Seminar an einem Wochenende gelernt haben, so können Sie sie nicht wirklich im Alltag anwenden! Sie dürfen Sie zunächst trainieren, denn nicht Alles, was Sie in einem Seminar lernen, sollten Sie sofort zu 100% umsetzen!

Einmal eine negative Rückmeldung (neudeutsch “Feedback”) erhalten, lässt die eigene Motivation auf Veränderung sinken und erhöht die Möglichkeit wieder in die alten ausgetretenen Muster bekannten Verhaltens zu gleiten.

Daher kann es für Trainer und Coaches wichtig sein nicht nur Methoden zu vermitteln, sondern auch darauf aufmerksam zu machen, wie man diese dosiert und zielgerichtet in den Alltag integriert.

In Seminaren lernen Teilnehmer Möglichkeiten ihre eigene Persönlichkeit zu erkennen und zu entwickeln. Der eigene Horizont wird, wenn auch manchmal nur temporär, erweitert. Die neuen Erkenntnisse wirken definitiv auf das Unbewusste und auf den inneren Rebellen, der gerne alles so belassen würde, wie es war. Der Rebell scheut sich Veränderungen und neue Verhaltensweisen zuzulassen, hinterfragt alles kritisch, lehnt Neues von Haus aus ab.

Hohe Motivation lässt alte Gewohnheiten schnell verblassen

Es dauert ungefähr 21 – 28 Tage, bis wir eine Gewohnheit abgelegt haben. Manchmal reduziert sich die Zeitspanne jedoch. Es kommt immer darauf an, wie motiviert man ist alte Muster durch neue zu ersetzen. Kauft man ein neues Auto, bei dem man die Bedienelemente nicht mehr an der vom alten Wagen bekannten Stelle findet, kann eine eingefahrene Gewohnheit binnen weniger Stunden oder Tage durch eine neues ersetzt werden. Das Gleiche gilt auch für ein neues Handy mit einem anderen Betriebssystem, bei einem neuen Fernsehgerät usw. Je höher die innere Motivation ist, desto einfacher kann man Gewohnheiten ablegen.

Stellen Sie sich vor, Sie erklären jemanden die Vorteile einer neuen Technologie, eines neuen Verfahrens oder eines innovativen Gerätes und erhalten als Antwort “Brauchen ich nicht, ich habe das schon 40zig Jahre so gemacht, dass mache ich auch weiterhin so, dass bin ich so gewohnt, auch wenn es veraltet ist!” – Adaptieren Sie diese Situation auf Ihr Alltagsleben.

Gewohnheit ist die kleiner Schwester von, ‘Ich habe keine Lust was zu ändern’

Tipp:

  • Fahren Sie, falls möglich, morgen einen anderen Weg zu Ihrem Arbeitsplatz und erleben Sie den Stadtteil, in dem Sie wohnen, neu.
  • Gehen Sie zehn oder zwanzig oder dreißig Minuten früher zur Arbeit.
  • Seien Sie unpünktlich
  • Setzen Sie sich an einen anderen Platz beim Frühstücken. Was fällt Ihnen auf?
  • Benutzen Sie für eine Woche die öffentlichen Verkehrsmittel, statt des Autos!
  • Erledigen Sie den Wochenendeinkauf zwei Stunden früher oder zwei Stunden später.
  • Schalten Sie am Abend Ihr Mobiltelefon für wenigstens eine Stunde aus.
  • Lesen Sie am Abend ein Buch statt TV zu schauen.
  • Wechseln Sie die Getränkemarke für eine Woche.

Setzen Sie diese einfachen Tipps um. Hören Sie nicht auf den inneren Kritiker der schreit “HALT, dass geht doch nicht” – Warum nicht? Was hindert Sie daran? Tun Sie es einfach.

“Gewohnheiten abzulegen kann so einfach sein – wenn die innere Bereitschaft vorhanden ist!”

Etwas versuchen und etwas tun

Ich habe es doch versucht zu tun, es hat aber nich funktioniert“. Was bedeutet diese Aussage genau? Sie bedeutet, der Mensch hat etwas nicht umgesetzt. Richtigerweise hätte die Formulierung lauten müssen “Ich habe es nicht getan“. Wir können nichts versuchen und es gleichzeitig tun.

Sagt ein Klient nach einer Coachingsitzung: “Ich werde es versuchen“, antworte ich “Wenn Sie es versuchen wollen, lassen Sie es bitte bleiben, denn das Scheitern ist in dieser Aussage schon impliziert“. Etwas versuchen bedeutet keine Anstrengungen zu unternehmen, keine Motivation zu haben. Auch wird in der Aussage schon eine Entschuldigung eingebettet, wenn das Erlernte nicht umgesetzt bzw. das Ziel nicht erreicht wird.

Tipp:
Legen Sie einen Kugelschreiber auf Ihren Schreibtisch. Versuchen Sie nun diesen Kugelschreiber hochzunehmen, aber heben Sie ihn nicht hoch. Sie erkennen, dass sich der Versuch und die Handlung ausschließen.
Wir können ein Stück Kuchen bei der Großmutter versuchen, aber keine Handlung.

Bevor Sie 5 Dinge versuchen umzusetzen, legen Sie sich in den Englischen Garten, nehmen Sie sich ein Weißbier, eine Cola oder ein Wasser und tun Sie nichts.
Dies erspart Ihnen 5 negative Erfahrungen, 5 Enttäuschungen, während Sie einen entspannten Tag erleben.
(Ulrich Eckardt, 2015)