Warum wir Angst vor uns selbst haben – Archetyp

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Archetyp

Wie ich meinen Archetyp “Schatten” überwand – eine wahre Geschichte

In einer mehrwöchigen Coachingausbildung, welche ich als Teilnehmer besuchte, wurde auch eine Einführung in die Hypnose vermittelt. Das Seminar hatte ich gebucht, da ich der Meinung bin, dass man trotz viel Erfahrung immer wieder Neues lernen darf. Den Kursleitern des Institutes war bekannt, dass ich als Hypnotherapeut arbeite – sie hatten wenige Wochen zuvor bei mir einen Hypnose-Crashkurs durchlaufen.

Die überwiegenden Anzahl der Kursteilnehmer wusste nichts oder nur wenig von meiner Tätigkeit als Hypnotherapeut, viele kannten nicht einmal meinen Namen.

Unerwarteterweise sprach mich der Kursleiter, nennen wir ihn Robert, vor der gesamten Gruppe an, stellte mich und meinen Werdegang kurz vor und bat mich die Leitung des Kurses für den Nachmittag zu übernehmen. Ich war ziemlich überrascht, denn dies war nicht abgesprochen. Mein Mund wurde staubtrocken, mein Puls und Blutdruck stiegen an, was natürlich zu einer Errötung meiner Wangen führte. Die Hände begannen leicht zu zittern, Schweiß trat auf die Stirn. Vor Gruppen zu sprechen macht mir recht wenig aus, besonders dann nicht, wenn ich mich vorbereiten kann. In diesem Falle war es jedoch anders. Ohne Zeit zu haben mich auf die Situation einzustellen, ohne Konzept und ohne Vorwarnung stand ich plötzlich vor 20 Teilnehmern, Coaches und Trainern. Ich hatte keine Ahnug was ich machen soll. Mein Kopf war leer, die Stimme versagte. Mein Körper zeigte die typischen Angstsymptome – ich war wie gelähmt.

Hinzu kommt noch, dass ich an Rheuma erkrankt und 70% schwerbehindert bin. Die körperliche Einschränkung ist für jeden sichtbar, was mich in meiner Wahrnehmung über mich selbst stört. Daher bin ich unter Menschen eher zurückhaltend. Robert war sich meiner Einstellung vermutlich bewusst und warf mich dennoch in die für mich unbekannte Situation, aus der es kein Zurück gab.

Der Archetyp

Neben mir stand urplötzlich mein Archetyp des Schattens. Ein Archetyp beschreibt die im Unterbewussten abgelegten Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster, also die Welt, in der jeder einzelne von uns lebt. Archetypen beeinflussen unsere Denkstruktur und unser Handeln. Das Konzept des Archetypen geht auf den Psychologen und Psychiater Carl Gustav Jung zurück. Der Archetyp des Schattens enthält alle bewussten oder unbewussten Persönlichkeitsanteile, die gerne verdrängt oder verleugnet werden und unserem Ichbewusstsein entgegenstehen.

Der Schatten als Archetyp

Mit dem Schatten kann man sich verbinden, in dem man sich eine unangenehme Situation visualisiert. Wenn Sie möchten, schließen Sie die Augen und stellen Sie sich mit allen Eindrücken eine Gegebenheit vor, in der Sie sich unwohl und unsicher fühlen. Dies kann bspw. eine Rede vor einem großen Auditorium oder die Angst beim Besteigen eines Flugzeuges sein. Spüren Sie die körperliche Reaktion? – Das ist Ihr Schatten.

Wie man den Schatten nicht los wird

Nicht selten hat der Schatten seinen Ursprung in der Kindheit. Statt Selbstbewusstsein zu vermitteln, werden wir in der ersten Dekade unseres Lebens auf unsere Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht, klein geredet und von der oder den Bezugspersonen kritisiert. Dies Prägung ist ein Leben lang aktiv, es sei denn man steuert bewusst dagegen oder löst sie auf. Die durch die Prägung auferlegten Defizite versucht man später mit seinem Konsumverhalten zu kompensieren.
Hat man ein geringes Selbstbewusstsein, findet eine Kompensation vielleicht durch den Kauf eines viel zu großes Autos, eines teuren Markenhandys, eines extravaganten Hauses oder anderen exklusiven Life-Style Produkten statt. Diese Aufwertung ist temporär, sie ist nicht nachhaltig, sondern befriedigt nur kurz. Es müssen daher immer wieder die neusten Produkte erworben werden, auch wenn deren Preis im krassen Gegensatz zum Kontostand steht.

Wie man den Schatten reduzieren kann

Es gibt mehrere Möglichkeiten den Schatten zu reduzieren oder ihn bestenfalls aufzulösen.

Stellen Sie sich nochmals eine unangenehme Situation, wie eine Rede vor. Spüren Sie den Schatten, lassen Sie ihn aufkommen. Ihr Schatten ist nichts anderes als die Angst vor der Angst!

a.) Visualisieren Sie Ihren Schatten, vielleicht als Person, als Komikfigur oder als kleine Hexe. Kommunizieren Sie mit dieser Figur und teilen Sie ihr mit, dass Sie jetzt keine Zeit haben ihr Aufmerksamkeit zu schenken, sondern vertrösten Sie sie auf den nächsten Tag. Schimpfen Sie mit ihr. Die Kommunikation sollte nicht laut, sondern nur in Ihren Gedanken stattfinden, besonders dann, wenn andere Menschen sich in der Nähe befinden.

oder

b.) Fragen Sie sich selbst, ob es Sinn macht, jetzt den Schatten, also Ihre Angst vor der Angst, aufkommen zu lassen. Würde sich etwas ändern, wenn Sie Angst empfinden? Nein. Gut, dann brauchen Sie den Schatten jetzt nicht.

oder

c.) Führen Sie in Situationen in den Sie Angst vor der Angst verspüren EFT durch. Eine Anleitung finden Sie hier: EFT-Anleitung.

oder

d.) Effektiver als Methoden, die die Symptome reduzieren, ist das Auflösen des Schattens. Eine Altersregression kann helfen negative Emotionen, die mit einer Situation verbunden sind, zu entflechten.

Zurück zum Kurs

In der für mich unangenehmen Lage, fragte ich mich, ob sich etwas ändern würde, bliebe ich bei meiner Angst vor der Angst. Nein – es würde sich nichts ändern! Ich stand vor der Gruppe, egal ob ich Angst verspürte oder nicht! Statt mich weiter mit dem destruktiven Gefühl zu beschäftigen, konzentrierte ich mich auf meine Fähigkeiten, holte dreimal tief Luft und setzte mein Know-How genauso ein, wie in den von mir angebotenen Kursen. In wenigen Minuten waren alle Teilnehmer hypnotisiert und schliefen tief. Der Schatten war für diesen Tag besiegt.

Wenige Wochen später buchte mich ein anderes Institut als Trainer mit der Aufgabenstellung 16 ausgebildete Coaches ein Wochenende lang in Hypnose zu schulen. Meinen Schatten ließ bei meiner Abreise zum Seminarort zu Hause. Bereits nach dem ersten Seminartag klatschten die Teilnehmer Beifall. Auch die Kursbewertungen waren positiv.

Ich bedanke mich bei meinem damaligen Kursleiter Robert, der mir bewusst oder unbewusst half meine selbst gesteckten Grenzen zu überwinden. Ohne ihn hätte ich diese Erfahrung nicht machen dürfen.

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Bildnachweis: CC0 Public Domain @ pixabay.com